Emotionen

Island, Blönduos (1982). Deutschland spielt gegen Italien und ich kann nicht zusehen. WM-Endspiel ohne mich - welche Tragik. Scheinbar gibt es auf Island keine Fernseher, zumindest aber keine öffentlichen in Kneipen. Kneipen gibt es übrigens auch nicht. Passend zu diesem Drama ist das Wetter. Es stürmt, es regnet den ganzen Tag. Ich liege im Zelt und verfluche meine Entscheidung, diese Tour nach Island nicht eine Woche später begonnen zu haben. Abends sind alle Wolken verschwunden und ich wandere zum Strand. Schwarzer Lavasand. Unheimlich, gespenstisch. Es ist schon spät, aber im Sommer geht die Sonne hier nur noch für eine halbe Stunde unter. Mitten in der Nacht, so gegen halb zwei, erscheint der Feuerball schon wieder auf faszinierende Weise. Das Wasser ist nahezu ruhig, nur kleine Wellen werden an den Strand getrieben. An einer Stelle muss wohl ein Stein liegen, denn hier zerplatzt die Welle stets in Tausende von Spritzern. Ich könnte diesem Schauspiel ewig zusehen. Mein Gott, ist das heute ein schöner Tag.

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